Prozessionen und kirchliche Feiertage haben in Tirol große Tradition. Allerorts finden zum Beispiel am 15. August – zu Maria Himmelfahrt – Feierlichkeiten statt. Einheimische versammeln sich in Tracht in und um Kirchen.
15.8. Maria Himmelfahrt – das älteste Marienfest
Hochfest der katholischen Kirche
Fest der Kräuterweihe
Mariä Himmelfahrt oder auch die „Vollendung Mariens“ ist ein hochrangiges Fest der katholischen Kirche, dass in vielen meist katholisch geprägten Ländern der Erde gefeiert wird. Hier wird die außergewöhnliche Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel bedacht.
Maria wurde nach ihrem Tod mit Körper und Seele aufgenommen. Diese Ehre wurde nur Jesus und ihr zuteil. Im 5. Jahrhundert wurde dieser Feiertag bereits in der Ostkirche gefeiert. Im 7. Jahrhundert wurde dieser Feiertag auch von der Westkirche übernommen.
In der katholischen Kirche leitet Maria Himmelfahrt die „Frauendreißiger“ ein. Das sind die 30 Tage in denen vielerorts Marienprozessionen durchgeführt werden.
15.8. Maria Himmelfahrt
8.9. Maria Geburt
12.9. Maria Namen
In Tirol hat der 15. August eine ganz besondere Bedeutung. Das Fest Maria Himmelfahrt ist hier ein Landesfeiertag zum Gedenken an die Befreiung Tirols im Jahr 1809. Unter der Führung von Andreas Hofer kam es zum erfolgreichen Aufstand der Tiroler Bevölkerung gegen die bayerische Besatzung. Der Festtag am 15. August wurde bereits 1959 eingeführt und zum Hohen Frauentag erklärt. Die Landesregierung nimmt an diesem Tag auch zahlreiche Ehrungen von Tiroler Bürgern vor, die außerordentliches Engagement für die Gemeinschaft erbrachten.
Traditionell werden in der katholischen Kirche an diesem Tag auch verbreitet Kräuter gesegnet. In Urkunden des 14. Jahrhunderts heißt es etwa „Unserer Lieben Frauen Wurzelweihe“.
Es werden 7 Hauptkräuter verwendet. Die Zahl 7 steht für die 7 Schöpfungstage, aber auch für die 7 Sakramente. Diese Hauptkräuter sind: Arnika, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Wermut, Salbei und Spitzwegerich.
- In manchen Regionen wurden in die Kräuterbuschen so viele Alantblüten eingebunden, wie Menschen, Kühe und Pferde auf dem Hof lebten.
- Der Tee aus diesen geweihten Kräutern sollte besonders heilsam sein.
- Krankem Vieh wurden geweihte Kräuter ins Futter gemischt
- Man warf zum Schutz vor Blitzschlag beim Gewitter Kräuter aus dem Buschen ins offene Feuer.
- ALANTBLÜTEN (=Edelwurz, Schlangenkraut, Darmkraut, Glockenwurz) wirken: dämonenabwehrend; altes Mittel gegen Pest; schützt vor „behexen“
Man achte auf die vorgeschriebenen „magischen“ Zahlen! Die Dreizahl ist seit alten Zeiten und bei vielen Völkern heilig, die 9 ist eine vestärkte 3, die 7 ist vor allem in der jüdisch-christlichen Tradition gebräuchlich.
Die Kräuterbuschen werden oft im „Herrgottswinkel“ aufgehängt d. h. in der Zimmerecke am Esstisch der Wohnung, in der das Kruzifix, oft von Heiligenbildern umrahmt, hängt. Er hat besonders in der Bauernstube eine alte Tradition.
So erzählt es die Legende: Als am dritten Tage nach dem Begräbnis Mariens die Apostel ihr Grab besuchten, schlug ihnen eine Woge köstlichen Wohlgeruchs entgegen. Das Grab war verlassen, dafür aber angefüllt mit Rosen und Lilien, rings aber um die Grabstätte blühten all die bescheidenen Heilkräuter, die die Gottesmutter in ihrem Leben geliebt hatte. Seitdem werden am Tage des Heimgangs der Gottesmutter (15. August) in der Kirche die Kräuter geweiht.
Die katholische Kirche sieht die Kräuterweihe vor allem als Ausdruck für die Achtung vor der Schöpfung und die Heilkraft der Kräuter als Symbol für die Zuwendung Gottes an den Menschen. Der Zusammenhang zwischen Maria und den Kräutern begründet sich in Legenden aus der Frühzeit der Kirche. Sie berichten, wie der Gottessohn seine Mutter in den Himmel aufgenommen hat und die Apostel beim Öffnen des Grabes nur mehr Rosen vorgefunden haben.
Maria-Himmelfahrt ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Einer Legende nach wird in dieser Zeit von der Gottesmutter die Erde gesegnet. Die in dieser Zeit gesammelten Kräuter übertreffen alle anderen Kräuter an Kraft!
In Kufstein werden am Vortag bei der Gärtnerei Strillinger viele Kräuterbuschen von Frauen gebunden. Diese werden dann am 15.8. nach der Kräuterweihe an die Kirchgänger verteilt.
An hohen kirchlichen Feiertagen tragen traditionsbewusste Frauen das Kasettl – die Unterinntaler Festtagstracht.
Die Unterinntaler Tracht als solche ist über zwei Jahrhunderte alt. Wenn Frauen das Kasettl, die Unterinntaler Festtagstracht anlegen, ist so manches Stück ebenso alt. Von Generation zu Generation werden die kostenbaren Kleider, die dazugehörigen Hüte und Schmuckstücke weitergegeben und besonders gehütet. Die traditionelle Kleidung für besondere Anlässe ist wieder gefragt. Man besinnt sich der eigenen Kultur und der jahrhundertalten Gepflogenheiten.
Es sind vor allem kirchliche Feiertage wie der Hohe Frauentag am 15. August, Prozessionen, beispielsweise zu Erntedank, Beerdigungen oder Hochzeiten, bei denen das Kasettl getragen wird. Die Fotos zeigen eine stolze Kufsteiner Kasettlträgerin aus Kufstein. Zur Festtagstracht gehört auch der spezielle Schmuck (Halsband mit extrabreiten Mittelstück und Haarspange), Hut mit kostbarer Goldquaste und bodenlange Schleife sowie die rote Nelke.
Fotonachweis: Vergeiner Andrea und Feuersinger Helga, Kufstein
Herzlichen Dank für die aussagekräftigen Fotos!